Schreibe ich darüber oder nicht…

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Lesedauer: 3 Minuten

Manchmal gibt es Themen, die tief in mir arbeiten und mich nicht loslassen. Sie sind schwer in Worte zu fassen, und dennoch treiben sie mich dazu, darüber nachzudenken, ob ich sie auf meinem Blog mit der Welt teilen soll. Meistens entscheide ich mich dagegen – aus Sorge, zu viel von mir preiszugeben oder die falschen Worte zu finden. Doch genau das beschäftigt mich immer wieder: Soll ich darüber schreiben oder es lieber sein lassen?

Warum ich so denke? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Einer der Hauptgründe ist mein persönliches Problem, mich auszudrücken – ein Thema, das mich schon immer begleitet hat. Genau deshalb habe ich damals mit dem Bloggen begonnen: um zu üben, meine Gedanken klarer und besser in Worte zu fassen. Manchmal gelingt mir das auch, aber es bleibt für mich eine Herausforderung, die ich noch nicht vollständig überwunden habe und dann blockiert mich das alles.

Über die Jahre habe ich gemerkt, dass das Schreiben nicht nur ein Ausdrucksmittel ist, sondern auch eine Art Ventil. Es hilft mir, Gedanken zu ordnen und Emotionen zu verarbeiten. Doch genau bei den Themen, die mir am meisten am Herzen liegen, spüre ich oft die größte Unsicherheit. Was, wenn meine Worte nicht das ausdrücken, was ich wirklich fühle? Oder wenn sie missverstanden werden?

Tatsächlich gibt es unzählige Beiträge, die ich angefangen habe zu schreiben, die aber nie den Entwurfs-Status verlassen haben. Sie liegen irgendwo im digitalen Nirwana meines Blogs – unfertig, unvollendet und oft auch ungelesen. Jedes Mal frage ich mich: Ist das gut genug? Drücke ich aus, was ich wirklich sagen will? Oder ist das zu viel, zu persönlich, zu wenig relevant? Diese Unsicherheit blockiert mich oft, selbst wenn das Thema mir eigentlich wichtig ist.

Unerwünschte Beobachter / Leser

Ein weiterer Grund, warum viele meiner Beiträge nie veröffentlicht werden, sind ‚unerwünschte Leser‘. Ich schreibe nicht nur für mich, sondern weiß, dass theoretisch jeder meine Texte lesen kann – auch Menschen, bei denen ich nicht unbedingt möchte, dass sie Einblick in meine Gedankenwelt bekommen. Die Vorstellung, dass jemand aus meinem persönlichen Umfeld oder sogar völlig Fremde meine Worte falsch interpretieren oder gegen mich verwenden könnten, hält mich oft davon ab, auf „Veröffentlichen“ zu klicken.

Mir ist vollkommen bewusst, dass ich nicht kontrollieren kann, wer meinen Blog liest. Es gibt immer die Möglichkeit, dass bestimmte Personen meine Beiträge sehen und vielleicht sogar eine gewisse Genugtuung daraus ziehen, wenn ich über Dinge schreibe, die mich ärgern oder belasten. Dieser Gedanke stört mich, weil ich meine Worte nicht für solche Leser wähle – sondern für mich und für diejenigen, die sich vielleicht in meinen Gedanken wiederfinden. Und doch hält mich genau diese Sorge oft davon ab, bestimmte Themen überhaupt anzusprechen.

Es ist nicht nur eine vage Befürchtung – ich habe bereits erlebt, dass Menschen aus meinem Umfeld gezielt nach meinem Blog gesucht haben. Eine Zeit lang konnte ich in meinen Statistiken sehen, dass fast täglich jemand über die Google-Suche nach meinem Namen auf meinen Blog gelangt ist. Besonders auffällig wurde es, als ich einmal über eine unfreundliche Behandlung in einem Geschäft schrieb. Kurz darauf saß eine Kassiererin dort und meinte mit einem vielsagenden Lächeln: ‚Du kannst das nächste Mal ruhig meinen Namen erwähnen!‘ Sie selbst war nicht das Problem – aber jemand anderes hatte ihr meinen Beitrag gezeigt.

Das brachte mich ins Grübeln: Warum hat diese Person nach mir gesucht? Warum liest sie meinen Blog? Und liest sie ihn vielleicht immer noch? Die Antwort war unangenehm. Besagte Person hatte etwas Schlimmes getan, wurde von mir angezeigt und schließlich verurteilt. Und doch scheint sie sich weiterhin für mich zu interessieren. Seitdem überlege ich bei persönlichen Themen doppelt, ob ich sie wirklich öffentlich teilen will.

Es gab noch ein paar weitere Vorfälle, die meine Vermutung untermauert haben. Und eigentlich möchte ich nicht, dass diese Person noch irgendetwas aus meinem Leben mitbekommt. Mein Blog ist mein Raum, aber das Wissen, dass sie/er möglicherweise mitliest, lässt mich oft zögern, persönliche Themen anzusprechen.

Das sind die Gedanken, die mich oft beschäftigen. Vielleicht habe ich viel zu viel geschrieben – aber das musste einfach mal raus. Wie geht ihr mit diesem Thema um? Fällt es euch leicht, über persönliche Dinge zu schreiben, oder haltet ihr euch bewusst zurück?

Eigentlich sollte ich mir da mehr eine Leck-mich-am-Arsch Mentalität zulegen 😄 Einfach alles raushauen.


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By Saphirija

Seit 2007 begeisterte Bloggerin. Gründerin und Hexe des Blogs. Herrin über die Hexenschafe. Leidenschaftliche Weltentdeckerin.

3 thoughts on “Schreibe ich darüber oder nicht…”
  1. Es gibt immer wieder Beiträge oder Ideen dazu, die bei mir nie das Licht der Welt erblicken. Genau aus den von Dir genannten Gründen. Ich möchte nicht, dass bestimmte Personen das Lesen. Es gibt halt Dinge, die nicht jeden was angehen.

    LG Tommi

  2. Ich kenne das. Also ja, für mich ist der Blog auch Therapie und manche Menschen kennen ihn inzwischen, wo ich manchmal nicht weiß, ob ich damit so glücklich bin. Aber das Risiko geht man ein, wenn man ihn öffentlich hat. Ich mache das inzwischen so: ich schreibe den Beitrag. Schreibe alles raus, was mich beschäftigt und wenn ich unsicher bin, ob ich ihn so veröffentlichen will, lasse ich ihn in den Entwürfen. Nach einer gewissen Zeit entdecke ich ihn da meist wieder und lese ihn noch einmal. Dann fällt es mir meist deutlich leichter mit dem Abstand dazu zu entscheiden, ob er online gehen soll oder nicht. Manchmal lösche ich dann nochmal etwas raus, was ich nicht öffentlich haben will oder verändere es und dann geht er online. Oder ich lösche ihn ganz.

  3. Genau für solche Zwecke führe ich nebenbei noch ein digitales Tagebuch!

    Themen die wirklich zu heikel sind, manches was öffentlich ist war es vermutlich schon, landen somit auf der Festplatte wo sie niemand sieht. Der therapeutische Zweck ist der selbe, ohne die Angst negativ bewertet oder gar schlechter gestellt zu werden.

    Eine gesunde Leck-mich-am-Arsch-Einstellung kann auf jeden Fall vieles glätten, hilft aber unter Umständen nur im persönlichen Umfeld. Die einen findens gut, andere…

    Ich mache es so:
    Veröffentliche nichts wenn du Zweifel hast! Teile mit der Welt, was du ohne Bedenken teilen kannst.

    Bewertet werden wir immer. Wir sollten uns nicht darauf verschwenden, anderen in den Kram zu passen.

    Das gleiche gilt im übrigen auch fürs kommentieren! 🙂

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