Roxette live 2025 – Ein bittersüßer Joyride durchs Tollwood München

roxette in concert 2025
Lesedauer: 5 Minuten

Roxette – das war für mich mehr als nur irgendeine Band. Joyride war eine meiner ersten CDs, 1992. Seitdem war ich Fan. Jeder neue Song wurde aufgesogen, jede CD gekauft, und die Texte? Die kann ich heute noch auswendig. Als Teenie durfte ich leider nie auf ein Konzert – ein großer Traum blieb unerfüllt. Erst 2011, fast 20 Jahre später, wurde er in Köln endlich wahr. Im Juli 2015 sah ich Roxette dann ein letztes Mal live – damals schon spürbar gezeichnet vom Gesundheitszustand Maries. Kurz danach wurde die XXX-Tour abgebrochen. Es war ein emotionaler Abschied – irgendwie ahnte man: Das war vielleicht das letzte Mal.

Marie Fredriksson verstarb 2019, und mit ihr schien ein Kapitel abgeschlossen. Das Roxette jetzt – zehn Jahre nach der letzten Tour – mit einer neuen Sängerin auf die Bühne zurückkehrt, hätte ich lange für unmöglich gehalten. Doch Per Gessle hat es gewagt. Und am 23. Juni 2025 standen wir – Bine, Eve, Tanja und ich – beim Tollwood-Festival in München in der ausverkauften Musik-Arena und sahen Roxette in neuer Besetzung: vertraute Melodien, neues Gesicht, alte Gefühle.

Es war keine einfache Reise in die Vergangenheit. Es war ein Abend voller Erinnerungen, Gänsehaut – und dem Beweis, dass Musik weiterleben kann. Auch wenn sich alles verändert hat.

Der Support – starke Stimme, starke Präsenz

Den Abend eröffnete der britische Sänger Moss Kena – und ehrlich gesagt: Er war eine echte Überraschung. Mit souliger Stimme, moderner Popproduktion und viel Bühnenpräsenz schaffte er es, das Publikum auf Anhieb abzuholen. Viele kannten ihn vermutlich nicht – ich vorher auch nicht wirklich – aber seine Performance war richtig stark.

Moss Kena feierte seinen Durchbruch bereits 2022 und wurde spätestens einem größeren deutschen Publikum bekannt, als er 2025 bei „Chefsache ESC – Wer singt für Deutschland?“, der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest, den 3. Platz im Superfinale belegte.

Er wirkte sympathisch, bodenständig und bewies, dass ein Support-Act mehr sein kann als nur „die Wartezeit bis zum Hauptact“. Für mich definitiv eine Neuentdeckung – den Namen merke ich mir.

Das Konzert – zwischen Erinnerungen und Aufbruch

Der Abend begann mit einer Mischung aus gespannter Erwartung und Wehmut. Die Musik-Arena war voll bis auf den letzten Platz – das Tollwood-Konzert war schon seit Wochen ausverkauft. Und obwohl alle wussten, dass Marie nicht mehr auf der Bühne stehen würde, war ihre Präsenz doch irgendwie spürbar.

Per Gessle trat wie gewohnt lässig auf, mit seiner Gitarre im Anschlag und einem Grinsen, das sofort ins Herz ging. An seiner Seite: Lena Philipsson, in Schweden eine bekannte Künstlerin, die bei dieser Tour die weibliche Stimme von Roxette übernimmt. Und sie machte ihre Sache gut – verdammt gut sogar. Sie versuchte gar nicht erst, Marie zu imitieren, sondern brachte ihre eigene Energie mit – mal kraftvoll, mal verletzlich, aber immer mit dem nötigen Respekt.

Die Setlist – eine Reise durch drei Jahrzehnte

Eröffnet wurde das Konzert mit „The Big L.“ – ein kraftvoller Start, der sofort klarmachte: Roxette ist zurück. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter:

  • „Dressed for Success“, „Sleeping in My Car“, „Dangerous“ – mitreißend und voller Energie.
  • „Fading Like a Flower“ – Gänsehautmoment, gefühlvoll vorgetragen, perfekt eingebettet.
  • „It Must Have Been Love“ – einer der wichtigsten und emotionalsten Momente des Abends. Bevor der Song begann, richtete Lena ein paar sehr persönliche Worte ans Publikum – sie widmete das Lied Marie Fredriksson. Es war still. Sehr still. Und dann diese Melodie. Kein anderes Lied hätte ihre Abwesenheit so spürbar machen können – und gleichzeitig ihre Präsenz so stark fühlbar.

Zwischendurch zeigte sich Per Gessle sichtlich gerührt von der Publikumsenergie. Schon nach den ersten Songs lachte er und sagte (frei übersetzt):

„Wenn ihr die Texte kennt – singt mit! Und wenn ihr sie nicht kennt – singt trotzdem mit! Irgendwas! So mach ich’s auch!“

Das Publikum ließ sich nicht lange bitten – und verwandelte die Arena in einen riesigen Chor, bei dem selbst die hinterste Reihe textsicher wirkte (oder es zumindest überzeugend faken konnte).

Nach rund 75 Minuten endete der reguläre Set mit „Joyride“ – ausgelassen, bunt, mit viel Interaktion und Energie. Doch was danach kam, ging noch tiefer.

Die Zugaben – leise, stark, berührend

Die Band kehrte auf die Bühne zurück – nicht mit einem Knall, sondern mit einem Flüstern. „Spending My Time“ wurde in einer ruhigen Version gespielt, fast schon intim. Dann folgte „Listen to Your Heart“ – dieser Song gehört für immer Marie, und Lena wusste das. Ihre Interpretation war zurückgenommen, fast zerbrechlich, und genau deshalb so stark.

Als allerletzter Song: „Queen of Rain“. Ein würdiger Abschluss. Keine Explosion, sondern ein leiser, fast melancholischer Ausklang – wie ein letzter Blick zurück, bevor man weitergeht.

Sicht & Stimmung – nicht alles war perfekt

So mitreißend das Konzert auch war – ein paar Dinge haben leider gestört. Genau in der Mitte des Zuschauerbereichs stand erhöht eine Kamera samt Kameramann – und das mitten im Sichtfeld. Die Hälfte der Leute stand dahinter und hatte teils nur eingeschränkten Blick auf die Bühne. Klar, Aufzeichnungen sind toll – aber dann bitte besser platzieren.

Und noch ein persönlicher Dauerbrenner:
Große Menschen. Ja, ich weiß – ihr wollt das Konzert auch sehen, das sei euch gegönnt. Aber warum steht ihr immer ausgerechnet direkt vor mir? Immer? Es ist ein Naturgesetz. Ich sollte das statistisch untersuchen lassen.

Fazit – ein Abend zwischen Abschied und Aufbruch

Ich hatte nicht gewusst, was mich erwartet. Roxette ohne Marie? Schwer vorstellbar. Doch was Per Gessle und Lena Philipsson auf die Bühne gebracht haben, war mehr als nur ein Versuch, das Vermächtnis weiterzuführen – es war ein respektvoller Neubeginn. Kein billiger Abklatsch, keine erzwungene Nostalgie. Sondern ein Konzert, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander versöhnte.

Die Stimme mag eine andere sein – aber die Emotionen sind geblieben. Besonders bei It Must Have Been Love und Listen to Your Heart war Marie allgegenwärtig.

Ich bin froh, dass ich diesen Abend mit Bine, Eve und Tanja teilen konnte. Es war laut, es war emotional, es war echt. Und irgendwo zwischen The Big L., Queen of Rain und Pers sympathischen Ansagen wurde klar: Roxette lebt. Anders – aber es lebt.

Setlist Roxette München 23.06.2025

  1. The Big L.
  2. Sleeping in My Car
  3. Dressed for Success
  4. Crash! Boom! Bang!
  5. Opportunity Nox
  6. Fading Like a Flower
  7. Almost Unreal
  8. Stars
  9. She’s Got Nothing On (But the Radio)
  10. It Must Have Been Love
  11. How Do You Do!
  12. Dangerous
    (Vorstellung der Band und Ausschnitt von Neverending Love)
  13. Joyride
    (gefolgt von einem Ausschnitt von In München steht ein Hofbräuhaus)
    Zugaben:
  14. Spending My Time
  15. Listen to Your Heart
  16. The Look
  17. Queen of Rain
5 2 Abstimmungen
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By Saphirija

Gründerin des Weltenwanderer Blogs und Hüterin der Hexenschafe. Als schreibende Hexe und leidenschaftliche Entdeckerin unterwegs – zwischen Geschichten, Reisen, Spielen, Nordlichtern und den kleinen Gedanken, die nicht still sitzen wollen.

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