Zwölf Bände lang habe ich Alex Verus durch die magischen Schatten Londons begleitet, mit ihm gekämpft, gezweifelt, gehofft. Und nun ist es vorbei. Der Retter von London ist der finale Band dieser außergewöhnlichen Urban-Fantasy-Reihe von Benedict Jacka – und ich habe ihn erst jetzt gelesen. Nicht, weil ich keine Zeit hatte, sondern weil ich ehrlich gesagt ein bisschen Angst vor dem Ende hatte.
Denn der letzte Teil einer langen Buchreihe ist für mich immer ein besonderer Moment – bittersüß, emotional und irgendwie auch ein Abschied. Jetzt, da ich die letzte Seite umgeblättert habe, möchte ich meine Gedanken zu diesem Abschluss mit euch teilen.
Informationen zum Buch

aus der Buchreihe „Alex Verus“ Band 12 von 12
Originaltitel: Risen
Autor: Benedict Jacka
Übersetzerin: Michelle Gyo
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3734163333
Erscheinungsdatum: 19.06.2024
Preis: 12,00 € (Taschenbuch)
512 Seiten
Genre: Urban Fantasy
Bezugsquellen: Amazon · Hugendubel · Thalia
Worum geht es im letzten Band?
Die Welt der Magie steht am Abgrund: Schwarz- und Weißmagier haben sich zu einem fragilen Bündnis zusammengeschlossen, denn eine uralte Bedrohung ist zurückgekehrt. Ein Djinn-Fürst hat Besitz von Alex’ Freundin Anne ergriffen – und während die übrigen Magier nur eine Lösung kennen, nämlich Vernichtung, sucht Alex nach einem Weg, sie zu retten. Doch der Hellseher weiß: Jeder in diesem Spiel verfolgt seine ganz eigenen Ziele. Und nicht alle davon sind mit seinen vereinbar…
Mit diesem explosiven Szenario führt Benedict Jacka seine Alex Verus-Reihe in ein packendes Finale – und stellt seinen Protagonisten ein letztes Mal vor schier unlösbare Entscheidungen.
Erwartungen an das große Finale
Es ist einfach der letzte Band. Vorbei ist diese wunderbare und für mich absolut herausragende Reihe. Bei jedem einzelnen Band hatte ich das Gefühl: Jetzt geht’s nicht besser! – und dann wurde ich wieder überrascht. Umso gespannter war ich natürlich, wie Benedict Jacka das große Finale seiner Alex Verus-Reihe auflösen würde.
Handlung, Stimmung & Aufbau
Im Abschlussband laufen wirklich alle Fäden zusammen: Haupt- wie Nebenfiguren, lang aufgebaute Theorien und Ereignisse, die schon viele Bände zuvor ihren Anfang nahmen. Und das alles eingebettet in zwei gigantische Kämpfe, die das Geschehen dominieren.
Alex steht diesmal mehr denn je alleine da. Die Last der Entscheidungen, die Folgen der Vergangenheit und das Schicksal seiner Freundin Anne lasten schwer auf ihm. All das macht ihn ernster, grüblerischer, mürrischer – was zur düsteren Grundstimmung des Bandes passt.
Die bekannten Zutaten sind trotzdem da: Magie, Intrigen, gefährliche Pläne – und natürlich Alex’ hellseherisches Talent. Aber mir persönlich hat ein wenig vom „alten“ Verus gefehlt: das leise, unterschätzte Schnüffeln, die Gespräche mit Freunden, das unauffällige Eingreifen in größere Pläne. Doch zum Ende hin war wohl kaum mehr Raum dafür.
Charakterentwicklung – ein stiller Abschied
Im Zentrum des Finales steht ganz klar Alex selbst. Seine Entwicklung über die Reihe hinweg ist ohnehin bemerkenswert – vom eher zurückhaltenden Hellseher, der sich aus allem heraushalten wollte, zum aktiven Akteur in einem gewaltigen Machtspiel. In Der Retter von London wirkt er müder, abgehärteter, fast schon resigniert – aber das passt. Die vielen Verluste, Opfer und Entscheidungen der letzten Bände haben Spuren hinterlassen, und das zeigt sich deutlich.
Auch Anne bekommt noch einmal Raum – und das auf sehr intensive Weise. Sie muss sich im Finale nicht nur dem Djinn stellen, der Besitz von ihr ergriffen hat, sondern auch ihrer inneren Zerrissenheit: der hellen Anne und der dunklen Anne, zwei Seiten, die sie über lange Zeit hinweg gespalten haben. Diese Konfrontation mit sich selbst ist stark erzählt und bringt eine emotionale Tiefe in die Geschichte, die über reine Action hinausgeht.
Luna spielt in diesem letzten Band eine ruhigere, aber dennoch wichtige Rolle. Sie ist nicht mehr die ungestüme Schülerin von früher – sondern eine gereifte, selbstbewusste Magierin, die sich ihren Platz in der magischen Welt erarbeitet hat. Ihre Gespräche mit Alex sind selten spektakulär, dafür aber umso bedeutsamer: ehrlich, direkt, manchmal unbequem. Sie hält ihm den Spiegel vor, hinterfragt seine Entscheidungen und bleibt dabei dennoch auf seiner Seite. Gerade in diesen stilleren Momenten zeigt sich, wie sehr sie sich entwickelt hat – und wie wichtig sie Alex immer noch ist.
Insgesamt liegt der emotionale Fokus stark auf Alex (und in Teilen auf Anne), doch auch Luna bekommt ihren wohlverdienten Abschluss. Es ist kein triumphaler Sieg am Ende, sondern ein durchkämpfter, persönlicher Abschluss – für alle Beteiligten.
Kämpfe, Tempo und Erzählweise
Wie so häufig bei großen Reihen läuft es auf einen finalen Showdown hinaus – im Buch genauso wie im Film. Und das ist Fluch und Segen zugleich: Die Kämpfe sind spannend, gut inszeniert, aber irgendwann eben auch ermüdend. Die Action-Passagen nehmen sehr viel Raum ein, manchmal zu viel.
Was mir dagegen sehr gefallen hat: Wie konsequent Jacka die Reihe zu Ende führt. Alles fügt sich logisch ineinander, auch wenn der emotionale Knall, den ich mir für das Ende erhofft hatte, ein bisschen ausgeblieben ist.
Mein Fazit
Der Retter von London ist ein solider Abschluss einer insgesamt sehr empfehlenswerten Reihe. Die Spannung bleibt hoch, aber die großen Actionszenen wirkten auf mich stellenweise etwas zu ausführlich. Ich hatte auf ein Ende gehofft, das mich umhaut – stattdessen wurde ich sanft verabschiedet.
Trotzdem: Diese Reihe werde ich immer weiterempfehlen. Sie wurde von Band zu Band besser, überraschte mich immer wieder und hat mir über viele Jahre hinweg großartige Lesestunden beschert. Auch wenn der letzte Band kein absoluter Überflieger für mich war, ist das Gesamtpaket einfach fabelhaft.
Bewertung
Ich arbeite momentan an einem neuen Bewertungssystem.
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