Holzsteg am Hopfensee bei düsterer Stimmung mit Bergen im Hintergrund – Symbolbild für Distanz und emotionale Leere bei toxischer Freundschaft
Lesedauer: 3 Minuten

Es gibt diese Momente, die brennen sich ein. Ich dachte, da war eine echte Freundschaft – weil wir viel miteinander geteilt haben, weil da Vertrauen war, echtes Interesse, vielleicht sogar eine tiefe Verbindung. Und dann kam dieser Augenblick, in dem mir klar wurde: Ich war nur eine Option. Eine von vielen. Und nur so lange interessant, wie ich etwas zu bieten hatte.

Ich habe das nicht nur einmal erlebt. Und jedes Mal hinterlässt es Spuren. Irgendwann fängt man an, zu zweifeln: War das jemals ehrlich? Oder war ich einfach nur bequem – weil ich zugehört habe, unterstützt habe, Zeit hatte? Weil ich verfügbar war und gegeben habe, ohne etwas zurückzuverlangen?

Was mich am meisten enttäuscht: Genau diese Menschen stellen sich oft als besonders loyale Freunde dar. Als die, die immer für andere da sind, die selbst so oft enttäuscht wurden, so viel durchgemacht haben. Sie verstehen sich als empathisch und aufopferungsvoll – und gleichzeitig behandeln sie andere so berechnend, so distanziert, sobald sie keinen Vorteil mehr daraus ziehen können.

Es wirkt fast wie ein Schutzschild: Solange sie sich selbst als gute Menschen sehen – oder dieses Bild nach außen aufrechterhalten –, müssen sie ihr eigenes Verhalten nicht hinterfragen. Und viele lassen sich davon täuschen. Ich lange Zeit auch.

Aber irgendwann wird es still. Und in dieser Stille liegt die Wahrheit. Sie melden sich nicht mehr. Antworten nicht. Fragen nicht. Sie sind weg – nicht, weil man ihnen etwas getan hätte, sondern weil man gerade nichts mehr „wert“ ist. Keine Aufmerksamkeit, keine Hilfe, keine Bühne.

Toxische Freundschaft: Wenn Nähe nur Mittel zum Zweck ist

Ich will nicht behaupten, dass ich alles richtig mache. Aber ich weiß, dass ich ehrlich bin in meinen Beziehungen. Und dass ich mich bemühe, auch dann da zu sein, wenn es gerade nichts zurückgibt. Genau das wünsche ich mir auch von anderen.

Gerade ist dieses Thema für mich wieder besonders präsent. Ich dachte, wir wären befreundet. Nicht unzertrennlich, aber doch auf einer ehrlichen, vertrauten Ebene. Und dann tauchten andere Menschen auf – interessanter, präsenter, vielleicht auch nützlicher. Und plötzlich war ich abgeschrieben. Nicht völlig weg, aber deutlich auf Abstand. Ab und zu bekomme ich noch eine Antwort, aber man spürt die Distanziertheit in jeder Zeile.

Und natürlich frage ich mich dann auch: Liegt das an mir? Bin ich zu langweilig, zu ruhig, vielleicht in manchen Momenten zu feige? Ich weiß, dass meine Stärke nicht in großen Worten liegt. Ich bin keine, die sich immer perfekt ausdrücken kann oder besonders umschmeichelnde Formulierungen findet. Aber ich höre zu. Ich bin da. Und ich bin ehrlich. Auch wenn das oft leiser klingt als andere – es ist nicht weniger wert.

Was mir wichtig ist: Ich spreche hier nicht von Menschen, die – so wie ich selbst – neurodivergent sind. Ich weiß, wie herausfordernd es sein kann, mit Reizüberflutung, sozialen Unsicherheiten oder eigenen Grenzen umzugehen. Ich kenne das Gefühl, sich in Freundschaften manchmal fehl am Platz zu fühlen, obwohl man eigentlich verbunden ist.
Aber darum geht es hier nicht.
Die Menschen, von denen ich schreibe, verhalten sich nicht so, weil sie überfordert sind oder kämpfen – sondern weil sie ganz bewusst auswählen, wen sie um sich haben wollen. Und sobald du nicht mehr „interessant“ genug bist, wirst du ersetzt. Das ist ein anderes Muster. Und es tut weh auf eine Weise, die nichts mit Missverständnissen oder Überforderung zu tun hat.

Ich frage mich oft, wie man so sein kann – und wie man mit so einem Verhalten mit sich selbst im Reinen bleibt. Vielleicht kommt früher oder später das Karma. Oder einfach das Bewusstsein, was man da leichtfertig aufs Spiel gesetzt hat.

Ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben, weil es schon so lange in mir arbeitet. Vielleicht hilft es mir, die Enttäuschung ein Stück weit loszulassen. Und vielleicht fühlt sich ja jemand da draußen durch diese Zeilen verstanden.

Kennt ihr solche Menschen auch? Die sich selbst als Opfer sehen – aber gleichzeitig mit dem Herzen anderer spielen? Ich würde wirklich gern wissen, wie ihr mit toxischen Freundschaften umgeht.

Freundschaft bedeutet nicht, immer etwas leisten zu müssen.
Manchmal reicht es, einfach da zu sein.


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By Saphirija

Seit 2007 begeisterte Bloggerin. Gründerin und Hexe des Weltenwanderer Blogs. Hüterin der Hexenschafe. Leidenschaftliche Weltentdeckerin.

8 thoughts on “Toxische Freundschaft – Gedanken über Enttäuschung und echte Nähe”
  1. Das kenne ich leider auch nur zu gut. Tut mir leid, dass du diese Erfahrungen machen musstest. Gerade diese Gedanken habe ich auch oft. Besser hätte ich es nicht ausdrücken können: „Liegt das an mir? Bin ich zu langweilig, zu ruhig, vielleicht in manchen Momenten zu feige? Ich weiß, dass meine Stärke nicht in großen Worten liegt. Ich bin keine, die sich immer perfekt ausdrücken kann oder besonders umschmeichelnde Formulierungen findet. Aber ich höre zu. Ich bin da. Und ich bin ehrlich. Auch wenn das oft leiser klingt als andere – es ist nicht weniger wert.“

    Das fällt immer dann auf, wenn man merkt, dass man durch andere Freunde/Bekanntschaften ersetzt wurde, die viel extrovertierter und, auf den ersten Blick, lauter und unterhaltsamer sind. Das schmerzt. Gerade wenn die Verbindung nicht ganz abreißt, sondern immer noch so latent da ist. Aber eben nur noch so auf das Mindestmaß an Höflichkeit reduziert. Ich wünschte, ich könnte dir da einen guten Rat geben. Aber den habe ich selbst nicht.

    1. Danke dir.
      Ich weiß gerade gar nicht so richtig, was ich sagen soll – außer, dass mich dein Kommentar wirklich tief berührt hat. Es ist irgendwie tröstlich zu lesen, dass ich mit diesen Gedanken nicht allein bin. Und gleichzeitig tut es mir leid, dass du ähnliche Erfahrungen machen musstest.

      Besonders das, was du über dieses „nur noch auf höflicher Distanz gehalten werden“ schreibst… das hat mich voll erwischt. Ja, genau so fühlt es sich an. So leise und gleichzeitig so schmerzhaft.

      Ich finde es schwer, auf so einen ehrlichen Kommentar die richtigen Worte zu finden – aber bitte nimm es als das, was es ist: ein ganz aufrichtiges Dankeschön von mir an dich.

  2. Ja, dass kenne ich auch und sowas ist immer eine Enttäuschung. Lasse Dich davon aber nicht unterkriegen – Du bist nicht Schlecht – du bist gut wie Du bist! LG Edeline

  3. Ich habe gelernt, dass Menschen, die sich selbst als Opfer sehen und dabei die sind, die mehr austeilen als einstecken Narzissten sind. Aber die Erkenntnis, dass man sich in solch einer toxischen Beziehung befand, hat man manchmal erst mit Abstand, wenn man merkt, dass man sich von etwas frei machen konnte… so nach und nach. Also ja, ich kenne das auch.

    1. Danke dir, Sari.
      Das mit dem „nach und nach frei werden“ fühlt sich so treffend an. Man merkt oft erst später, wie sehr einen etwas belastet hat.
      Deine Worte tun gut – danke, dass du sie hier gelassen hast.

  4. Hallo liebe Saphirija

    Da schreibst du was.. Ich fühle mit dir und kenne das allzu gut.
    Freundschaften sind was schönes, wenn sie ehrlich und echt sind. Alles andere braucht man leider nicht.
    Erst im Januar musste ich eine Person loslassen, wo ich dachte, sie meinte es immer ehrlich mit mir.
    Ich habe mich so wahnsinnig in ihr getäuscht gehabt und mich hat es unglaublich verletzt.
    Auch jetzt noch, 3 Monate später, denke ich noch öfter an ihr, aber es war die richtige Entscheidung sie gehen zu lassen. Es kam nie mehr ein Wort von ihr. Nichts, einfach gar nichts. Das zeigt mir, das war die richtige Entscheidung sie aus mein Leben zu verbannen 🙁

    Loslassen bedeutet zwar das es am Anfang vielleicht weh tut, aber im nachhinein gewinnst du Stärke dazu =)
    Fühl dich umarmt. 🙂

    Liebe Grüße, Anja

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