Twitch ist für viele ein digitales Wohnzimmer – und doch scheint für einige Anstand ein Fremdwort aus einer längst vergessenen Sprache zu sein.
Dabei meinen es die meisten gar nicht böse. Es sind oft nur kleine Dinge, die man vergisst: Was im Stream okay ist und was nicht. Wie man sich im Chat verhält. Und wie schnell man ungewollt in ein Fettnäpfchen stolpert.
Zeit also für ein kleines Auffrischungsprogramm!
Hier kommt mein ganz persönlicher, inoffizieller Twitch Knigge – für Zuschauer*innen, Streamer*innen und Mods.

Für Zuschauer*innen: Freundlich sein ist kein Hexenwerk
Wer einem Stream zuschaut, ist Teil der Community – ob aktiv im Chat oder still im Hintergrund. Und wie in jeder Gemeinschaft gelten ein paar Grundregeln, damit sich alle wohlfühlen.
Backseatgaming? Bitte nicht.
„Geh mal da lang!“ – „Du hast was übersehen!“ – „Mach X, sonst stirbst du gleich!“
Auch wenn’s gut gemeint ist: Wenn der oder die Streamer*in Hilfe will, sagt sie das schon. Bis dahin: Zurücklehnen, Tee trinken, zuschauen.
Spoiler sind der Endgegner.
Ob Games, Serien oder Bücher – Spoiler ruinieren die Spannung. Selbst ein „Jetzt wird’s gleich spannend!“ kann zu viel sein. Lass anderen die Freude, Dinge selbst zu erleben.
Eigenwerbung? Nope.
Du streamst auch? Cool! Aber der Chat eines anderen Kanals ist nicht der richtige Ort, um das zu erzählen. Twitch ist kein Werbeblock – sondern ein Wohnzimmer. Und da stellt man sich auch nicht einfach in die Mitte und ruft: „Ich hab da übrigens auch ’ne Show!“
„XY ist auch live!“ – Spar dir das lieber.
Du willst nur nett sein und mitteilen, dass dein Lieblingsstreamer online ist? Schön. Aber dieser Stream ist auch gerade live – und verdient die Aufmerksamkeit.
„Ich geh jetzt zu XY, der streamt auch gerade!“ ist ungefähr so, als würdest du auf einer Party sagen: „Ich bin dann mal bei Lisa, da gibt’s Chips.“
Zuschauerzahlen sind kein Gesprächsthema.
„Heute sind aber wenig Leute da…“ – mag stimmen, bringt aber nichts. Wer da ist, zählt. Und will nicht das Gefühl bekommen, er sei zweite Wahl.
Großbuchstaben = Schreien.
Bitte keine CAPS. Das wirkt, als würdest du den Chat anschreien – und niemand hat Lust auf einen virtuellen Brüllwürfel.
Respekt ist nicht optional.
Rassismus, Sexismus, Beleidigungen, unsensible Kommentare? Nope. Twitch ist kein rechtsfreier Raum – und wer sich danebenbenimmt, fliegt. Zurecht.

Für Streamer*innen: Du bist der Gastgeber – benimm dich auch so
Wer streamt, lädt andere in seinen digitalen Raum ein. Und wie bei jeder Einladung macht der Ton die Musik.
Sprich mit deinem Chat – nicht nur ins Leere.
Auch wenn du gerade in ein Game vertieft bist: Schau regelmäßig in den Chat, begrüß neue Leute und geh auf Fragen ein. Das macht einen riesigen Unterschied.
Mach deine Regeln sichtbar.
Was erlaubt ist, sollte klar kommuniziert werden – am besten direkt auf der Twitch-Seite.
Beispiel: „Kein Backseatgaming, keine CAPS, keine Links.“
Ich habe meine Regeln z. B. so formuliert:
- Behandelt alle Anwesenden mit RESPEKT
- Keine Beleidigungen, kein Rassismus
- Keine Politik / Religion
- Keine Werbung (egal welcher Art)
- Keine Links
- Kein Spam
- Keine Großbuchstaben / CAPS
- Kein Backseatgaming / Spoiler
- Wir sind keine Selbsthilfegruppe für gesundheitliche oder psychologische Themen
Danke sagen wirkt Wunder.
Egal ob Follow, Sub oder Raid – ein ehrliches „Danke dir!“ bleibt hängen. Wertschätzung kommt an. Immer.
Keine Zuschauer-Bemerkungen.
„Heute ist echt wenig los.“ – kann stimmen, wirkt aber entmutigend. Fokus auf die Menschen, die da sind – nicht auf die, die fehlen.
Rage ja, aber mit Stil.
Frust kennt jede*r. Aber Dauermeckern oder Chat-Bashing ist ein Stimmungskiller. Zeig Gefühl, aber bleib fair – auch zu dir selbst.

Für Mods: Zwischen Ruhe bewahren und durchgreifen
Mods sind die stillen Held*innen jedes Streams – sie halten den Chat sauber und die Stimmung angenehm.
Du bist nicht der Sheriff – aber auch kein Kuschelbär.
Sei fair, aber bestimmt. Nicht gleich alles löschen – aber auch nicht alles durchgehen lassen.
Kenn die Regeln des Kanals.
Jeder Kanal hat eigene Regeln. Frag nach, lies sie dir durch – und handle danach. Das schützt dich und alle anderen.
Du gibst den Ton vor.
Wie du schreibst, färbt auf andere ab. Freundlichkeit, Klarheit und ein gutes Gespür sind deine besten Tools.

Fazit: Twitch ist kein Dschungel – nur manchmal ein bisschen wild
Am Ende läuft alles auf eine einfache Sache hinaus: Respekt.
Twitch ist ein Ort zum Wohlfühlen, zum Austauschen, zum Lachen – aber auch einer, an dem schnell Grenzen übertreten werden, wenn man sich keine Gedanken macht.
Ich streame selbst. Ich moderiere. Und ich schaue auch gern einfach nur zu.
Und egal in welcher Rolle ich bin – ich hab schon alles erlebt: freundliche Newcomer, wohlgemeinte Spoiler, Dauerredner, Werbung mitten im Bossfight… und natürlich: Trolle.
Die kommen immer. Die gehen auch wieder. Aber je besser der Umgangston im Chat ist – desto weniger Futter bekommen sie. Und desto schöner bleibt’s für alle anderen.
Wenn wir uns alle ein bisschen mehr wie Gäste im Wohnzimmer verhalten – und nicht wie beim Schlussverkauf an der Twitch-Kasse – wird’s für alle entspannter.
Entdecke mehr von Weltenwanderer Blog
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.