
Tromsø zur Polarnacht (Teil 2): Ringvassøya, Rentiere und ein Besuch bei Mack
Nachdem wir die ersten Tage unserer Reise ruhig und zurückgezogen in Lyngen verbracht haben (→ Teil 1 hier lesen), ging es für uns weiter auf die Insel Ringvassøya.
Von hier aus unternahmen wir einige Ausflüge – darunter eine Polarfjord-Kreuzfahrt, ein Besuch bei Rentieren und eine Führung durch die nördlichste Brauerei des Festlands. Und natürlich durften Hot Dogs in der kleinsten Bar der Welt nicht fehlen 😄 Was wir auf dieser zweiten Etappe erlebt haben, erzähle ich dir hier!
Weiterreise nach Kårvik auf Ringvassøya
Am Dienstag ging es weiter Richtung Kårvik auf der Insel Ringvassøya – rund drei Stunden Fahrt, inklusive Einkaufsstopp. Unsere neue Unterkunft war ein geräumiges Ferienhaus auf zwei Ebenen, mit tollem Blick aufs Meer und sogar auf Tromsø.

Unten wohnten wir: großes Wohnzimmer mit Kamin, moderne Küche, Schlafzimmer und Bad. Oben wären weitere Zimmer gewesen, aber die steile Treppe ließ uns lieber auf dem Boden bleiben – im wahrsten Sinne des Wortes.
Leider war der Zustand einiger Küchengeräte erschreckend: Pfannen und Kochplatte litten offenbar unter der Kreativität vorheriger Gäste. Da wird einem wieder bewusst, wie wichtig ein respektvoller Umgang mit gemietetem Eigentum ist.
✨ Fun Fact: Der Berg Soltindan ist mit 1051 m der höchste Punkt der Insel.
Fjordkreuzfahrt mit der Stella Oceana

Am Mittwoch stand eines unserer Highlights auf dem Plan: eine Polarfjord-Kreuzfahrt mit der Stella Oceana. Bereits bei früheren Reisen hatten wir diese entspannende Tour unternommen – und auch diesmal war es ein Traum. Glasklare Luft, ruhige See und diese besondere Stille des Nordens.

Die Stella Oceana ist ein rund 30 Meter langes, speziell für arktische Bedingungen gebautes Segelschiff. Trotz ihrer Robustheit bietet sie großzügige Innenräume, luxuriöse Ausstattung und Platz für nur acht bis zwölf Gäste – was jede Fahrt zu einem sehr persönlichen und ruhigen Erlebnis macht.

Schon beim Verlassen des Hafens wurden wir von Delfinen begleitet, die neben dem Schiff durchs Wasser sprangen – ein ganz besonderer Moment, den wir so schnell nicht vergessen werden.

Mit an Bord: ein warmes Mittagessen, nette Gespräche und der Blick in eine fast monochrome Winterwe.
Anschließend gönnten wir uns einen Abstecher ins Hard Rock Cafe Tromsø – ein schöner Kontrast zur zuvor so friedlichen Fjordkulisse.
Ein Spaziergang durch Tromsø – mit Kunst und kleinen Überraschungen
Während unserer Zeit auf Ringvassøya haben wir natürlich auch wieder einen Ausflug nach Tromsø selbst unternommen. Die Stadt wirkt während der Polarnacht besonders ruhig und stimmungsvoll – die wenigen Stunden Dämmerlicht tauchen alles in ein tiefes Blau, die Straßen sind verschneit, und die Lichter wirken doppelt so warm.

Besonders fasziniert hat uns das Kunstwerk „Tor zur Arktis“, das sich direkt am Hafen von Tromsø, unterhalb der Tromsøbrua befindet. Durch den großen Bogen kann man auf die Eismeerkathedrale blicken – ein durchdachter Ort mit Symbolkraft.
Das gleichnamige Kunstwerk, auch bekannt als „Porten til Ishavet“ bzw. „The Gateway to the Arctic“, wurde von der norwegischen Künstlerin Marit Bockelie entworfen, die über 40 Jahre auf dieses Werk hingearbeitet hat.
Der rund 6 Meter hohe Bogen steht unterhalb der Tromsøbrua am Hafen und ist so ausgerichtet, dass man durch ihn hindurch auf die markante Eismeerkathedrale blicken kann – ein Symbol für die besondere Verbindung zwischen Stadt, Natur und Geschichte.
Etwas enttäuschender war dagegen unser Versuch, den Weihnachtsmarkt von Tromsø zu besuchen. Online findet man Bilder von einem riesigen Markt mit Riesenrad und Lichtermeer – wir können nach unserem Besuch ganz klar sagen: Diese Bilder zeigen nicht Tromsø.
Vor Ort war der Markt winzig, und als wir dort waren, waren die wenigen Buden sogar geschlossen. Kein Riesenrad, keine Lichtershow, keine Weihnachtsstimmung – höchstens ein kurzer Spaziergang zwischen leerstehenden Hütten.

Schade, aber auch das gehört manchmal dazu. Immerhin wissen wir jetzt: In Tromsø ist die Polarnacht selbst die eigentliche Attraktion.
Rentiere, Bier und Hot Dogs
Freitag war wieder vollgepackt mit Erlebnissen:
Zuerst ging es zur Tromsø Arctic Reindeer Experience, wo wir erneut eine Rentierschlittenfahrt machten – 30 Minuten durch verschneite Landschaft, gezogen von diesen wundervollen, sanften Tieren.
Und ja, sie sind noch immer sehr anhänglich – besonders wenn man Futter in der Hand hält.

Die Arctic Reindeer Experience wird von einer samischen Rentierzüchterfamilie aus Tromsø betrieben, die seit Generationen mit Rentieren lebt und arbeitet.
Hier hat man die Möglichkeit, nicht nur die Tiere hautnah zu erleben, sondern auch in die samische Kultur einzutauchen: mit traditionellem Essen in einem Gamme, Geschichten am Lagerfeuer, Joik-Gesang und – mit etwas Glück – dem Tanz der Polarlichter über dem Camp.
Es ist ein authentisches Erlebnis, das weit über einen touristischen Programmpunkt hinausgeht – und das uns wieder einmal gezeigt hat, wie viel Herz und Geschichte in dieser Region steckt.
Am Nachmittag ging es zur Führung durch das Ludwig Mack Brygghus, die nördlichste Brauerei des norwegischen Festlands – sehr spannend und auch kulinarisch interessant.
Ein Abstecher in den dazugehörigen Ølhallen Pub durfte natürlich nicht fehlen.

Trotzdem ist Mack ein echtes Stück Brautradition in Nordnorwegen. Direkt neben dem Brygghus liegt die traditionsreiche Ølhallen, Tromsøs ältester Pub – mit über 70 Bieren vom Fass, viele davon frisch aus dem eigenen Haus.
🍻 Tipp: Es werden auch Führungen mit Verkostung angeboten – ein lohnenswerter Abstecher für Bierliebhaber!
Zum Abschluss des Tages holten wir uns noch einen Hot Dog bei der Tiniest Bar in the Universe – und der war tatsächlich so gut, wie der Name verrückt ist.

Magie am Himmel (und im Badezimmer)

Auch während der zweiten Hälfte unserer Reise durften wir wieder das Schauspiel der Polarlichter erleben. Mehrmals tanzten sie am Abendhimmel – mal ganz fein und zurückhaltend, mal intensiv und lebendig.
Warm eingepackt standen wir draußen, mit Blick auf das Meer und den dunklen Himmel – und jedes Mal war es aufs Neue ein Gänsehautmoment.

Besonders lustig: Jedes Mal, wenn Micha unter der Dusche stand, tauchten die Nordlichter auf. Wirklich – drei Mal hintereinander! Ich hab dann durchs Badfenster reingerufen: „Micha! Polarlichter!“ 😅
Was anfangs wie Pech wirkte, wurde schnell unser Running Gag – und zum Glück hat Micha jedes Mal doch noch ein Stück vom Himmelszauber mitbekommen.

Abschied mit schwerem Herzen
Am Samstag hieß es schon wieder Abschied nehmen. Der Weg zum Flughafen fiel uns wie immer schwer.
Eine Woche war vorbei, die viel zu schnell vergangen ist – aber sie hat uns genau das gegeben, was wir gesucht hatten: Ruhe, Natur, Magie und Polarlichter.

Mein Fazit: Ein Wintermärchen in Dunkelblau
Es war unsere erste Reise während der Polarnacht – und sie war intensiv, entschleunigend und voller besonderer Momente.
Doch sie hat uns auch gezeigt, dass wir mehr Licht brauchen, um einen Urlaub wirklich genießen zu können. Die stundenlange Dunkelheit hat eine ganz eigene Atmosphäre, aber nach ein paar Tagen merkten wir beide: Es ist uns einfach zu viel davon.
Trotzdem möchten wir diese Erfahrung nicht missen. Die Polarnacht war etwas ganz Besonderes – und ich finde, man sollte jede Seite eines Landes erleben, das man liebt.
Für uns war es eine einmalige, magische Woche im hohen Norden. Beim nächsten Mal zieht es uns dann wieder in die helleren Wintermonate zurück – mit etwas mehr Licht, aber nicht weniger Herz für Tromsø.
Was uns jetzt noch fehlt? Die Zeit der Mitternachtssonne.
Mal schauen, wann das klappt. Aber eines ist sicher: Beim Schreiben dieses Artikels hatte ich schweres Fernweh.

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Jedes Mal, wenn ich berichte deiner Nordreisen lesen, bekomme ich selbst unfassbare Lust einmal in den kalten Norden aufzubrechen. Irgendwann. Ganz bestimmt.
Das ist jetzt keine Absicht… 😂 Sorry 😂 Du solltest aber bald da hinfahren, bevor es noch mehr von Touristen überrannt wird.