Bury Our Bones in the Midnight Soil von V. E. Schwab – Rezension
Drei Frauen, drei Schicksale, drei Epochen – und ein unstillbarer Durst nach Blut. V. E. Schwab entführt uns in Bury our Bones in the Midnight Soil in eine düstere Vampirgeschichte, die historische Settings mit der Gegenwart verbindet. Innerhalb von nur drei Tagen habe ich den Roman verschlungen – auch wenn er mich nicht in allen Punkten überzeugt hat, war er ein fesselndes Leseerlebnis.
Buchinfo


Autorin: V. E. Schwab
Übersetzerin: Petra Huber, Sara Riffel
Verlag: Fischer TOR
ISBN: 978-3596710324
Erscheinungsdatum: 25.06.2025
Preis: 26,00 € (gebundenes Buch)
688 Seiten
Genre: Vampir-Fantasy / Historischer Roman
Bezugsquellen: Amazon · Hugendubel · Thalia

Inhalt
Dies ist die Geschichte von drei Frauen – und dem Blut, das sie verbindet.
- Maria, geboren 1511 in Spanien, flieht aus einer unglücklichen Ehe und trifft auf eine geheimnisvolle Witwe, die ihr Leben für immer verändert.
- Charlotte, 1827 in London, weigert sich, eine arrangierte Ehe einzugehen, und flieht mit einer Adligen in ein Leben voller Freiheit – und Gewalt.
- Alice, 2019 in Boston, wacht nach einem One-Night-Stand mit einer seltsamen Wunde am Hals auf – und einem unstillbaren Verlangen nach Blut.
Drei Zeitebenen, drei Frauen, deren Schicksale sich unweigerlich verweben.

Meine Meinung
Schreibstil & Einstieg
Der Einstieg war für mich zunächst etwas holprig: Schwabs dichter, poetischer Schreibstil erfordert Konzentration, aber sobald man sich eingefunden hat, entfaltet er eine enorme Sogwirkung. Schon bald war ich vollkommen in den unterschiedlichen Epochen und Schauplätzen gefangen – vom Spanien der Renaissance bis hin zu Maskenbällen in Venedig und fast schon Bridgerton-haften Londoner Settings.
Die drei Protagonistinnen
Am stärksten hat mich Maria, später Sabine genannt, fasziniert. Wild, skrupellos und egoistisch – sie verkörpert die düstere Seite des Vampirmythos und kennt keinerlei moralische Grenzen. Gleichzeitig war ich von ihr angezogen und abgestoßen, denn ihre Brutalität nimmt im Verlauf immer mehr zu.
Charlotte (Lottie) hingegen wirkt wie das komplette Gegenteil: eine gute Seele, deren Hoffnung und Verletzlichkeit berühren. Ihr Schicksal hat mich am meisten mitgenommen, gerade weil sie so viel ertragen musste.
Alice, die Gegenwartsfigur, war zunächst das schwächste Glied für mich. Doch im Verlauf entwickelte sie sich zu einer überraschend robusten jungen Frau, die sich nicht mehr manipulieren lässt – und für mich am Ende fast das Sahnehäubchen der Geschichte war, aber nur fast.
Liebe stirbt zuletzt?
Der Untertitel des Romans lautet „Liebe stirbt zuletzt“. Doch eigentlich findet sich hier kaum echte Liebe – eher Abhängigkeit, Manipulation und toxische Beziehungen. Romantisiert wird nichts, Glitzervampire sucht man vergeblich. Gerade diese kompromisslose Darstellung gefiel mir: die Vampire sind gefährlich, gierig und frei von moralischen Schranken.
Kritik an der Vermarktung
Ein Kritikpunkt für mich war die Vermarktung: Erwartet habe ich ein episches Vampir-Epos, bekommen habe ich einen Roman mit starkem Fokus auf sapphische/queere Themen. Das ist nicht schlecht, aber wer damit nicht rechnet, wird überrascht – und es wurde mir persönlich stellenweise etwas zu „spicy“.
Themen, Atmosphäre & Nebenfiguren
Spannend fand ich, wie Schwab klassische Vampire-Lore neu interpretiert, etwa beim Thema Unsterblichkeit oder Ernährung. Besonders beeindruckt hat mich, wie geschickt die Lebenswege der drei Frauen miteinander verwoben wurden – das machte das Lesen unheimlich intensiv.
Auch Nebenfiguren blieben mir im Gedächtnis, allen voran Matteo in Venedig, der Sabine eine Zeitlang begleitet. Männer spielen zwar eine Rolle, aber sie wirken nie als „Retter“ – im Gegenteil: im Mittelpunkt stehen die drei starken Frauenfiguren, die ihre Schicksale selbst bestimmen.

Fazit
Bury our Bones in the Midnight Soil ist kein typischer Vampirroman – und schon gar keine Liebesgeschichte. Es ist eine kompromisslos düstere, blutige Erzählung über Macht, Abhängigkeit und Freiheit, atmosphärisch dicht erzählt und mit ungewöhnlichen Protagonistinnen. Nicht jeder Teil hat mich überzeugt, doch insgesamt war es ein packendes Buch, das vielleicht etwas kürzer hätte sein dürfen.
👉 Wer Vampire in ihrer ungeschönten, brutalen Form lesen möchte, kommt hier auf seine Kosten.

Bewertung
- Atmosphäre: 🌕🌕🌕🌕/5 – dicht, poetisch, mitreißend
- Charaktere: 🌕🌕🌕🌗/5 – stark gezeichnet, aber nicht alle gleich überzeugend
- Lesefluss: 🌕🌕🌕🌕🌕/5 – trotz Umfang schnell und flüssig zu lesen
- Vampir-Faktor: 🌕🌕🌕🌕/5 – düster, brutal, keine Romantisierung
- Emotionale Wirkung: 🌕🌕🌕🌗/5 – intensiv, aber nicht immer meins
✨ Gesamt: 4,5 von 5 🌕 – ein ungewöhnlicher, düsterer Vampirroman, der mich trotz kleiner Kritikpunkte begeistert hat.
Sapphisch bezeichnet in der Literatur Beziehungen oder Anziehung zwischen Frauen, oft romantisch oder erotisch.
Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, die nicht heterosexuell oder nicht cisgeschlechtlich sind.
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