Die Wahrsagerin kleiner Schicksale von Julie Leong – Rezension
Die Wahrsagerin kleiner Schicksale ist eine warmherzige Cozy-Fantasy, die mit leisen Tönen von Freundschaft, Heimat und Selbstfindung erzählt. Im Mittelpunkt steht Tao, eine wandernde Wahrsagerin, die nur kleine Schicksale voraussagt – genug, um Leuten zu helfen, aber weit entfernt von großen Enthüllungen, die Leben ruinieren können. Vor denen ist sie nämlich schon einmal ordentlich auf die Nase gefallen.
Inhalt
Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit reist die Magierin Tao mit ihrem Wagen und ihrem gutmütigen Maultier durch Eshtera und verdient ihren Lebensunterhalt mit Wahrsagerei – mal durch Teesatz, mal mit Hilfe magischer Steine. Sie sagt nur kleine Schicksale voraus, winzige Alltagsmomente, die niemandem wehtun. Denn sie weiß aus bitterer Erfahrung: Große Schicksale haben große Konsequenzen, und genau vor denen will sie sich fernhalten.
Unterwegs begegnet Tao dem ehemaligen Söldner Mash und seinem besten Freund Silt, einem Ex-Dieb, der das mit dem „Ex“ nicht immer so genau nimmt. Die beiden sind auf der Suche nach Mashs verschwundener Tochter Leah und schließen sich kurzerhand Tao an. Aus einem pragmatischen Bündnis entsteht nach und nach eine ungewöhnliche Reisegemeinschaft – inklusive einer abenteuerlustigen Bäckerin und eines leicht magischen Katers, der sich nur an seine eigenen Regeln hält. Auf ihrer gemeinsamen Reise wachsen nicht nur die Gefahren und Herausforderungen, sondern auch das Vertrauen untereinander – bis aus Fremden eine kleine Wahlfamilie wird, die Tao mehr bedeutet, als sie je für möglich gehalten hätte.

Transparenzhinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links, die mit * gekennzeichnet sind. Wenn du darüber etwas kaufst, unterstützt du meinen Blog – ohne zusätzliche Kosten für dich.
Informationen zum Buch


Autorin: Julie Leong
Übersetzerin: Jara Dressler-Rohilla
Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 978-3453275034
Erscheinungsdatum: 16.04.2025
Preis: 18,00 € (gebundenes Buch)
400 Seiten
Genre: Fantasy / Cozy Fantasy
Bezugsquellen: Amazon* · Hugendubel · Thalia*


Atmosphäre, Umsetzung & Eindruck
Achja *seufz* – Cozy-Fantasy kriegt mich einfach (fast) jedes Mal. Die Wahrsagerin kleiner Schicksale liefert genau das, was ich an diesem Genre so liebe: eine ruhige Reise, kleine Abenteuer, ein bisschen Slice-of-Life und Figuren, die sich anfühlen wie echte Menschen, denen man zufällig unterwegs begegnet und die man am Ende nur ungern wieder gehen lässt. Dieses Buch ist wie eine warme Decke – und ja, es hat mich mit einer dicken, herzlichen Umarmung zurückgelassen.
Julie Leong erschafft eine sanfte, märchenhafte Atmosphäre, die zwischendurch fast an Studio Ghibli erinnert. Nichts ist überladen, nichts laut oder künstlich dramatisch. Die Geschichte springt von Ort zu Ort, immer begleitet von neuen Begegnungen und kleinen Herausforderungen. Genau diese episodische Erzählweise macht den Cozy-Charme aus: Entschleunigung statt Epos, Wärme statt Weltuntergang.
Was positiv hängen bleibt:
– Die sanfte Integration von Themen wie Migration, Verlust und Vorurteilen, die der Geschichte Tiefe geben.
– Taos Identität als Shinn ist gut verwoben, ohne dass es wie eine Sozialstudie wirkt.
– Die Magie bleibt leise, mystisch und angenehm unaufdringlich – perfekt für dieses Genre.
Man bekommt Warmherzigkeit, Humor, viel Charme und Found-Family-Vibes, ohne dass irgendwo künstlich Drama aufgeblasen wird.

Charaktere
Tao ist eine starke, verletzliche Protagonistin, die ihre Vergangenheit erst langsam abschüttelt und nach und nach lernt, sich zu öffnen. Mash und Silt sind ein unschlagbares Duo aus Herz, Witz und gelegentlichem Chaos. Die Dynamik zwischen ihnen trägt einen großen Teil der Geschichte. Später kommen noch weitere Figuren dazu – cozy, flauschig, leicht magisch, aber nie albern. Die Gruppe wächst zu einer Wahlfamilie zusammen, und genau das macht so viel Freude beim Lesen.

Unterhaltungswert & Pacing
Fesselnd, aber nie hektisch. Die Geschichte ist entspannt erzählt, ohne je langweilig zu werden. Die Episodenstruktur passt hervorragend zur Grundstimmung – auch wenn dadurch der rote Faden manchmal schwächer wird. Aber genau das gehört bei Cozy Fantasy dazu.

Was mir besonders gefallen hat
Ich war ehrlich überrascht, wie oft mich die Geschichte ausgetrickst hat. Immer wenn ich dachte, ich hätte die Richtung verstanden, bog Julie Leong gemütlich anders ab. Nicht, um einen Twist zu erzwingen, sondern um authentisch zu bleiben.
Der Roman kommt ohne Spice, ohne klassische Liebesgeschichte und ohne große Schlachten aus – und trotzdem funktioniert er wunderbar. Die Magie ist dezent, die Welt funktioniert ohne viel Erklärung, und die leisen Momente treffen oft stärker als große Effekte.

Kritik
Natürlich ist nicht alles perfekt:
- Manche Konflikte lösen sich etwas zu schnell.
- Einige Entwicklungen sind vorhersehbar.
- Ein bedeutender Konflikt bekommt weniger erzählerische Aufmerksamkeit, als er verdient hätte, was die Tiefe der Szene etwas mindert – ich kann wegen Spoiler nicht mehr dazu schreiben.
Aber für Cozy Fantasy ist das absolut im Rahmen. Das Genre lebt nun mal eher vom Gefühl als vom großen Plotfeuerwerk.

Ende
Das Ende von Die Wahrsagerin kleiner Schicksale ist warm, rund und schön – wenn auch an manchen Stellen etwas glattgebügelt. Trotzdem bleibt ein gutes, zufriedenes Gefühl zurück. Genau so soll Cozy Fantasy wirken.

Empfehlung
Ich würde Die Wahrsagerin kleiner Schicksale besonders denjenigen empfehlen, die Geschichten suchen, die gut tun, ohne anzustrengen. Für Fans von Found Family, leiser Magie und entspannten Fantasy-Reisen ist es ein passender Begleiter. Kein Pflichtbuch – aber ein sehr schönes, wenn man genau diese Art von Stimmung möchte.
Ich finde, der Roman passt perfekt in die kalte, etwas dunklere Jahreszeit. Das ist eines dieser Bücher, die man sich am besten auf dem Lesesessel oder der Couch gönnt – eingekuschelt in eine flauschige Decke, dazu eine Tasse Tee oder heiße Schokolade. Genau dann entfaltet die Geschichte ihren vollen Wohlfühl-Charme.
Diese Buch ist auch in meinem Blogartikel „Buchempfehlungen für kalte Tage: Cozy, Magie & Gänsehaut“ enthalten.

* In diesem Beitrag nutzen wir sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf einen mit * markierten Produktlink klickst und etwas einkaufst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich entstehen dadurch keine zusätzlichen Kosten. Wenn dir also unser Weltenwanderer Blog gefällt, kannst du uns auf diesem Weg gerne unterstützen.
Entdecke mehr von Weltenwanderer Blog
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.