
Weltenwanderer Trilogie von V. E. Schwab – Rezension
Als jemand, dessen Blog Weltenwanderer heißt, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ich auch zur gleichnamigen Fantasy-Reihe von V. E. Schwab greife – auch wenn der Name meines Blogs tatsächlich nichts mit der Buchreihe zu tun hat. Umso schöner war es dann, dass mir die Geschichte rund um die vier Londons so gut gefallen hat. Ich habe die komplette Trilogie gelesen und war durchweg begeistert: von der Idee, dem Worldbuilding, der Magie – und nicht zuletzt von den beiden Hauptfiguren Kell und Delilah Bard.
Vier Farben der Magie | Die Verzauberung der Schatten | Die Beschwörung des Lichts

Worum geht es?
Kell ist ein sogenannter Antari, ein seltener Magier, der als Einziger durch die vier parallelen Versionen von London reisen kann. Diese vier Londons unterscheiden sich stark:
- Das Rote London ist magiereich und blühend,
- das Weiße London ist grausam und vom Machtkampf geprägt,
- das Graue London ist unsere Welt – ganz ohne Magie,
- und das Schwarze London … ist gefallen und abgeschottet.
Kell ist eigentlich ein Bote zwischen den Welten, schmuggelt aber heimlich magische Gegenstände – bis ihm etwas in die Hände fällt, das nicht nur seine Welt bedroht. Dabei trifft er auf Delilah Bard, eine eigensinnige Diebin aus dem grauen London, die nichts lieber will als ein Leben voller Abenteuer.

Reihenübersicht: Die Weltenwanderer-Trilogie

Band 1: Vier Farben der Magie Originaltitel: A Darker Shade of Magic Verlag: Fischer TOR Erschienen: 23.11.2017 Seiten: 496 | Band 2: Die Verzauberung der Schatten Originaltitel: A Gathering of Shadows Verlag: Fischer TOR Erschienen: 23.08.2018 Seiten: 624 |
Band 3: Die Beschwörung des Lichts Originaltitel: A Conjuring of Light Verlag: Fischer TOR Erschienen: 27.06.2019 Seiten: 784 | Spin-off: Threads of Power – Die feinen Fäden der Magie Originaltitel: The Fragile Threads of Power Verlag: Fischer TOR Erschienen: 27.09.2023 Seiten: 736 |
Genre: Fantasy / Urban Fantasy
Hinweis: Die Trilogie ist abgeschlossen. Threads of Power ist der Auftakt einer neuen Reihe im selben Universum und kann unabhängig gelesen werden – Vorkenntnisse erhöhen aber das Lesevergnügen.

Noch ungelesen, aber schon da: Threads of Power
Mit Threads of Power – Die feinen Fäden der Magie hat V. E. Schwab inzwischen eine Fortsetzung im selben Universum veröffentlicht. Die Geschichte spielt einige Jahre nach den Ereignissen der Weltenwanderer-Trilogie und vereint neue und bekannte Figuren.
Bei mir liegt das Buch allerdings noch auf dem SuB – oder wie ich ihn liebevoll nenne: Stapel der Schande. Aber ich freue mich schon darauf, bald wieder in die Welt der vier Londons einzutauchen.


Meine Meinung zur Weltenwanderer-Trilogie
Band 1 – Vier Farben der Magie
Der Einstieg in die Geschichte war eher ruhig – was ich keineswegs negativ fand. Im Gegenteil: Dadurch konnte ich mich wunderbar mit den vier Londons vertraut machen, ihren Eigenheiten, den Bewohnern und den politischen Strukturen.
Kell mochte ich auf Anhieb. Er ist sympathisch, trägt aber eine gewisse Melancholie in sich und neigt dazu, unkluge Entscheidungen zu treffen – was ihn umso menschlicher macht.
Lila ist das perfekte Gegenstück: frech, mutig, chaotisch – eine Träumerin mit Dolch. Ich mochte sie sofort! Ihre Begegnung mit Kell ist zufällig, aber die beiden entwickeln eine herrlich explosive Dynamik. Sie ergänzen sich – auch wenn sie sich oft in die Haare kriegen.
Der Perspektivwechsel zwischen Kell und Lila hat mir sehr gut gefallen. Beide Figuren bringen ihre eigenen Gedanken und Motivationen mit, was der Handlung viel Tiefe gibt.
Band 2 – Die Verzauberung der Schatten
Mein persönliches Highlight der Reihe!
Während Kell sich immer mehr als Gefangener seiner Rolle fühlt und unter den Folgen der Ereignisse aus Band 1 leidet, hat Lila sich ihren Traum erfüllt: Sie segelt mit der „Nachtfalken“ über die Meere und trifft auf den charismatischen Piraten Alucard Emery, der als neue Figur frischen Wind in die Geschichte bringt.
Das Essen Tasch, ein magisches Turnier, sorgt für Spannung – und ganz nebenbei bahnt sich im Hintergrund eine neue Bedrohung an, von der die Teilnehmer nichts ahnen.
Auch die Beziehung zwischen Kell und seinem Adoptivbruder Rhy wird intensiver und konfliktreicher, da die beiden durch ein magisches Band miteinander verbunden sind.
Der Spannungsbogen wird diesmal stärker über mehrere Erzählstränge aufgebaut, was wunderbar funktioniert hat. Ich mochte das Tempo, die Entwicklungen und die Magie, die in diesem Band nochmal mehr Raum bekommt.
Band 3 – Die Beschwörung des Lichts
Der Abschlussband ist düsterer, epischer – und leider auch etwas länger als nötig. Der große Gegner ist diesmal Osaron, eine übermächtige, dunkle Magie, die das rote London bedroht. Kell, Lila, Alucard und Co. müssen zusammenarbeiten, um ihn aufzuhalten – und dafür ein gefährliches Artefakt finden.
Obwohl ich das Buch gern gelesen habe, gab es zwischendrin ein paar Längen. Besonders die Rückblicke in Hollands Vergangenheit waren interessant, aber kamen oft in unpassenden Momenten. In der zweiten Hälfte zog die Spannung jedoch wieder an, und das Finale war emotional und actionreich zugleich.

Charaktere im Fokus
So stark wie die Idee mit den vier Londons ist auch das Figurenensemble, das V. E. Schwab mit ihrer Weltenwanderer-Trilogie geschaffen hat. Die Geschichte lebt vor allem durch Kell, Lila – und auch Holland, der als Gegenspieler eine besondere Rolle einnimmt.
Kell
„Immer wenn Kell ein London verließ und ein anderes betrat, zog er als Erstes seinen Mantel aus und wendete ihn ein-, zwei- oder bisweilen sogar dreimal, bis er die Seite fand, die er gerade brauchte.“
Kell ist ein Antari – einer der letzten Magier, die Türen zwischen den Londons öffnen können. Sein ikonischer Mantel mit unzähligen Seiten ist fast schon eine Figur für sich.
Trotz seiner Macht wirkt Kell oft zerrissen: Er steht loyal zu seinem Königshaus und will das fragile Gleichgewicht zwischen den Welten bewahren – doch gleichzeitig fühlt er sich gefangen, benutzt, einsam. Für die, die er liebt, würde er alles riskieren – selbst sein Leben.
Delilah „Lila“ Bard
„Ich bin Delilah Bard. Diebin, Piratin und Reisende. Ich habe drei verschiedene Welten besucht und überlebt. Habe das Blut von Herrschern vergossen und Magie in den Händen gehalten. Ich bin, verdammt nochmal, einzigartig.“
Lila ist wild, mutig, unerschrocken – und manchmal genau deshalb auch unvernünftig. Sie hat eine große Klappe, ein noch größeres Kämpferherz und den unbedingten Wunsch, über sich hinauszuwachsen.
Ihre Leidenschaft gilt dem Meer und dem Abenteuer, ihre Waffe ist meist ein Messer. Lila hat mich von Anfang an begeistert – sie ist alles andere als die klassische Heldin, und genau das macht sie so besonders.
Holland
„Du glaubst, dass die Magie dir ebenbürtig ist; dein Gefährte und Freund. Doch du irrst dich. Entweder beherrschst du die Magie oder sie beherrscht dich.“
Holland ist ebenfalls ein Antari – allerdings einer, der sich auf die dunklere Seite der Magie geschlagen hat. Er dient den grausamen Herrschern des Weißen London, und seine Entscheidungen bringen ihn immer wieder auf Kollisionskurs mit Kell.
Ich persönlich wurde mit Holland nie richtig warm. Trotz seiner tragischen Geschichte empfand ich ihn als kühl, distanziert und wenig greifbar. Erst im dritten Band erhält er mehr Tiefe – aber mein Herz konnte er nicht erobern.

Zur Autorin: V. E. Schwab
Victoria „V. E.“ Schwab gehört zu den erfolgreichsten Fantasyautorinnen der Gegenwart. Ihre Bücher sind poetisch, düster, tiefgründig – und oft genau das richtige für Leser*innen, die Magie lieber zwischen den Zeilen als mit der Holzkeule serviert bekommen. Sie schreibt für Jugendliche (Victoria Schwab) und Erwachsene (V. E. Schwab), ihre Geschichten bewegen sich oft zwischen dunkler Urban Fantasy und epischer Magie – immer mit vielschichtigen Charakteren und komplexen Welten.
Bekannt wurde sie u. a. mit Vicious, This Savage Song, The Invisible Life of Addie LaRue – und natürlich der Weltenwanderer-Reihe. Besonders spannend: Viele ihrer Bücher enthalten queere Figuren, moralische Grauzonen und thematisieren Identität, Einsamkeit, Sehnsucht und Mut.
V. E. Schwab verrät fünf Dinge über sich selbst:
Ich …
… leide an Fernweh – eine ernstzunehmende Krankheit.
… lasse mich total schnell von Sonnenschein ablenken, und sobald sich das kleinste bisschen Blau am Himmel zeigt, halte ich es drinnen nicht mehr aus.
… bin in Frankreich wegen Trampen verhaftet worden.
… betrachte einen Tag erst dann als gut gelebt, wenn er eine ganze Seite in meinem Tagebuch ausfüllt.
… sammle Narwale.
Und warum ausgerechnet London als Schauplatz ihrer bekanntesten Reihe?
„Meine Familie stammt ursprünglich aus Großbritannien, und ich erinnere mich noch daran, wie ich das erste Mal als Kind nach London gereist bin. Wie ich gemerkt habe, wie viel Geschichte in diesem Land und gerade in dieser Stadt steckt, und wie ich mich gewundert habe, dass so geschichtsträchtige Bauwerke direkt neben moderner Architektur stehen.
Hier war die Geschichte nicht vergessen oder verloren gegangen. In dieser Stadt drängt sich einfach der Eindruck auf, dass die Zeitalter, wie die verschiedenen Schichten einer Torte, übereinander liegen. London war für mich das Tor zu genau diesem Gefühl.“
Ein schöner Gedanke – und vielleicht genau der richtige Ausgangspunkt für eine Geschichte über parallele Londons, die alle ihre eigene Magie (oder das Fehlen davon) in sich tragen.

Fazit: Magisch, mehrdimensional und einfach mitreißend
Die Weltenwanderer-Reihe war für mich ein echtes Lesehighlight. Ich mochte die Idee mit den vier Londons, das ausgeklügelte Magiesystem, die Dynamik zwischen den Charakteren und den langsamen, aber nachhaltigen Spannungsaufbau.
Besonders Kell und Lila habe ich ins Herz geschlossen – zwei Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber gemeinsam über sich hinauswachsen.
Auch wenn Band 3 für mich nicht ganz an die ersten beiden heranreichte, kann ich die Reihe nur empfehlen – für Fantasy-Fans, die nach etwas suchen, das sich frisch, magisch und gleichzeitig sehr menschlich anfühlt.

Bewertung
4,5 von 5

Bezugsquellen der Weltenwanderer-Trilogie
Band 1 „Vier Farben der Magie“
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Band 2 „Die Verzauberung der Schatten“
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Band 3 „Die Beschwörung des Lichts“
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