Vorsicht vor KI-Reiseführern: Mein Erfahrungsbericht & klare Warnung
Eigentlich wollte ich nur einen kleinen, Reiseführer lesen, um mich ein wenig inspirieren zu lassen und ein paar Tipps zu erhalten. Doch schon beim Reinblättern merkte ich: Hier passt irgendetwas nicht. Die Formulierungen wirkten merkwürdig, die Aussagen fragwürdig. Spätestens bei der zweiten Überschrift wusste ich, dass dieses Buch offensichtlich ohne jede echte Erfahrung geschrieben wurde.
Damit meine ich nicht „schlecht recherchiert“, sondern „einfach KI nutzen und direkt veröffentlichen“. Genau die Art von Büchern, vor denen inzwischen sogar die Tagesschau warnt. Und trotzdem landen sie massenhaft auf Amazon – unkontrolliert und oft für Menschen, die sich auf die Inhalte verlassen.
Und damit das nicht weiterhin still vor sich hin wuchert, müssen wir darüber reden.

Der Moment, in dem ich wusste: Das wird nichts
Der erste Satz, der mich stutzig machte, war dieser hier:
„Wenn Sie sich fragen, ob jetzt der ideale Zeitpunkt ist, Ihre Nordlichter zu planen, lautet die Antwort ein klares Ja.“
Nein.
Polarlichter lassen sich nicht planen.
Man kann nur hoffen. Man kann die Wahrscheinlichkeiten kennen. Und man kann nachts draußen frierend warten. Aber planen? Nein.
Der nächste Lacher kam schneller als mir lieb war:
„Tromsø, die kroatische Hauptstadt der Aurora.“
Ich war inzwischen viermal in Tromsø. Ich kenne fast jede Ecke dieser Stadt. Aber Kroatien… war bisher noch nicht dabei. Da hat wohl jemand im Erdkundeunterricht eher Fortnite als Atlanten studiert.
Und dann waren da noch die Bilder.
Bei „Tromsø“ sah ich ein Foto, das garantiert nicht Tromsø zeigte. Wenn man die Stadt kennt, erkennt man sofort, dass es sich um einen anderer Ort handelt – und dieses Bild war ungefähr so glaubwürdig wie eine Postkarte aus Narnia.
Solche Sätze oder Überschriften kommen noch häufiger vor. Auch die Groß- und Kleinschreibung ist in dem mir vorliegenden „Reiseführer” etwas speziell. „Überbacken von Ausrüstung, die Sie nicht brauchen” 🙄 Echt jetzt? Ich würde gerne noch mehr aus dem Buch zitieren, aber auf der ersten Seite steht ein Copyright-Vermerk, der nur kurze Zitate in Rezensionen erlaubt. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob mein Artikel hier als „Rezension” gilt.

Unmögliche Versprechen in Hochglanz verpackt
In der Buchbeschreibung wird’s dann endgültig absurd:
- „Optimale Monate, Orte mit wenig Wolken, Sonnenaktivität & Aurora-Vorhersage für 2025/2026“
Wie soll das gehen?
Selbst Expert*innen können keine Aurora- oder Wolkenprognose für einen Zeitraum von zwei Jahren liefern. - „Fixfertige Routen für Paare, Alleinreisende und Familien“
Fixfertig war allenfalls der Autor, nachdem die KI drei Prompts ausgespuckt hatte.
Und der Knaller:
Als ich das Buch bei Amazon retournieren wollte, wollte Amazon es nicht zurückhaben.
Sie haben mir das Geld einfach kommentarlos erstattet.
Das ist die nette Variante von: „Bitte schicken Sie uns diesen Mist nicht wieder ins Lager.“ 😅

Warum solche KI-Reiseführer ein echtes Problem sind
Ich arbeite auch ab und zu mit KI. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, wenn sie als Werkzeug genutzt wird. Was hier passiert, ist jedoch keine Hilfe, sondern Massenproduktion ohne Wissen, mit nur gelegentlicher Recherche und ohne Verantwortungsgefühl.
Der Reisebereich ist dafür besonders anfällig:
- Menschen verlassen sich auf die Infos.
- Es geht um Sicherheit.
- Es geht um viel Geld.
- Es geht um reale Erwartungen an echte Orte.
Wenn ein solches Buch falsche Informationen über arktisches Wetter, Ausrüstung oder Distanzen enthält, kann das nicht nur enttäuschend sein, sondern auch brandgefährlich werden.
Und die traurige Wahrheit ist:
Der Amazon-Marktplatz ist inzwischen voll mit solchen Produkten. Selfpublisher laden massenhaft KI-Bücher hoch, die nur einem Ziel dienen: schnelles Geld zu machen.
Keine Expertise. Keine Ortskenntnis. Keine Verantwortung.

Woran erkennt man KI-Reiseführer?
Achtung, KI-Schrott!
So erkennst du fragwürdige Reiseführer schon vor dem Kauf:
- Unnatürlich generierte Titel
Keyword-Salat wie „Nordlichter & Polarkreis 2025/2026 Deluxe Travel Guide“. - Autor*innen ohne digitale Spuren
Keine Website, keine Socials, kein Impressum, keine Biografie – nichts. - Widersprüchliche oder unmögliche Versprechen
„Aurora-Vorhersage für 2026“, „fixfertige Routen“, „planbare Nordlichter“. - Stockfotos, die nicht zum Ort passen
Tromsø sieht plötzlich aus wie Kanada oder Slowenien. - Beliebige Allgemeinsätze ohne Tiefe
Typische KI-Sätze:
„Die Region ist bekannt für ihre reiche Kultur und spektakuläre Flora und Fauna.“
Ja danke, das trifft auch auf die Hälfte des Planeten zu. - Mehrere identische Bücher vom gleichen „Autor“
Gleiches Konzept, anderes Cover, andere Jahreszahl. - Keine echten Erfahrungswerte
Wer nie dort war, beschreibt auch nichts Realistisches:
Temperaturen, Öffnungszeiten, Preise, Situationen vor Ort – alles fehlt.
Wenn mehrere dieser Punkte zusammenkommen: Finger weg.

Fazit
Für mich bleibt vor allem eines hängen:
Diese Art von KI-Reiseführern ist nicht „harmlos“, sondern schlicht irreführend. Wer eine Reise zu den Nordlichtern plant, braucht verlässliche Informationen und keine Fantasieprognosen, generierten Phrasen und geografischen Totalausfälle.
Reisen in arktische Regionen sind teuer, erfordern Vorbereitung und können bei falschen Empfehlungen sogar gefährlich werden. Und genau deshalb ärgert mich dieser Trend so sehr. Hier wird mit Sehnsüchten gespielt, aber ohne Verantwortung übernommen zu werden.
Ein echter Reiseführer entsteht aus Erfahrung. In einer Polarnacht, bei kalten Fingern. Aus Gesprächen mit Einheimischen. Aus Fehltritten, Überraschungen, echten Momenten und dem Wissen, wie Orte sich anfühlen. Das kann keine KI kopieren.
Darum lautet mein Fazit ganz klar:
Schaut genau hin, bevor ihr solche Bücher kauft.
Billiger KI-Content ist zwar schnell produziert, aber für euch am Ende nur Zeit- und Geldverschwendung. Im schlimmsten Fall landet ihr mit völlig falschen Erwartungen am falschen Ort.

Mir tut es wirklich leid, dass ich hier über Selfpublisher schimpfe. In diesem Artikel geht es jedoch nur um diejenigen SP, die KI für die Erstellung ihrer Bücher nutzen, und nicht um die Selfpublisher, die Stunden um Stunden mit ihrem Buch verbringen, um Geschichten zu erschaffen.
Außerdem sind nicht nur Reiseführer über Norwegen betroffen. Es gibt sie zu allen möglichen Reisezielen. Dann gibt es Bücher über Minecraft und andere Games.
Ich frage mich, ob man mit solchen KI-Büchern Geld verdienen kann. Rentiert sich das wirklich? Ich werde in Zukunft den Reiseführern bekannter Verlage treu bleiben und mir lieber Reiseberichte auf anderen Blogs durchlesen, bei denen man merkt, dass die Autoren selbst vor Ort waren.

Eure Erfahrung – ich bin neugierig!
Habt ihr auch schon solche „Reiseführer” entdeckt?
Oder seid ihr beim Stöbern schon einmal über merkwürdige Titel gestolpert, die euch sofort suspekt vorkamen?
Schreibt es mir gern in die Kommentare.
Je mehr wir darüber reden, desto eher fällt anderen auf, wenn sie einen KI-„Schrottführer” statt eines echten Reiseführers in der Hand halten.
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Gerade bei Büchern frage ich mich, warum die bei Amazon gekauft werden müssen. Auf einer anderen Plattform, wie bspw. Buch7 kosten die Bücher genau so viel. Dort gibt es aber nicht diesen KI-Schrott.