Warum ich für ein Verbot von privatem Feuerwerk bin
Je näher Silvester rückt, desto präsenter wird das Thema Feuerwerk. Und zwar nicht nur am 31. Dezember. Seit dem Verkaufsstart wird bereits geböllert – abends, nachts, teilweise weit nach Mitternacht. Auch während ich diesen Text schreibe, knallt es draußen wieder. Seufz. Das sorgt nicht für Vorfreude, sondern für Unruhe. Und ehrlich gesagt: Es nervt.
Nicht, weil ich grundsätzlich etwas gegen Feiern habe. Auch nicht, weil ich absolute Stille erwarte. Sondern weil sich der Umgang mit Silvester in den letzten Jahren spürbar verändert hat. Was früher ein kurzer, klar begrenzter Moment war, ist heute oft ein tagelanger Ausnahmezustand. Genau an diesem Punkt halte ich privates Feuerwerk für nicht mehr zeitgemäß.
Rein rechtlich ist die Lage eindeutig: In Deutschland darf privates Feuerwerk nur am 31. Dezember und am 1. Januar gezündet werden. Alles davor oder danach ist verboten. Die Realität sieht jedoch anders aus. Dass bereits Tage vorher nachts geböllert wird, zeigt ziemlich deutlich, dass diese Regelung in der Praxis nicht funktioniert.
Hinzu kommt ein Widerspruch, der mich zunehmend irritiert:
Es wird häufig darüber geklagt, dass alles teurer wird, dass kaum noch Geld da ist und man sparen müsse. Gleichzeitig werden jedes Jahr teils hohe Summen für Feuerwerk ausgegeben – für etwas, das innerhalb weniger Sekunden verpufft. Diese Diskrepanz wirkt schwer nachvollziehbar, gerade dann, wenn gleichzeitig über steigende Lebenshaltungskosten geklagt wird.
Umfragen zeigen seit Jahren, dass privates Feuerwerk nicht von der Mehrheit der Bevölkerung aktiv gekauft wird, sondern nur von einem vergleichsweise kleinen Teil. Trotzdem bestimmt genau dieser Teil jedes Jahr das akustische Umfeld für alle anderen – oft über mehrere Tage hinweg.
Meine ablehnende Haltung gegenüber privatem Feuerwerk basiert auf mehreren Punkten, die sich jedes Jahr wiederholen und alles andere als überraschend sind.

Sicherheit
Jedes Jahr gibt es Verletzte. Es sind immer dieselben Berichte, dieselben Bilder und dieselben Diskussionen. Das ist kein Restrisiko, sondern ein bekanntes Problem. Wenn eine Tradition regelmäßig Menschen schadet, sollte man sie hinterfragen statt sie reflexhaft zu verteidigen.
Tiere und sensible Menschen
Für Tiere bedeutet Silvester oft Stress oder gar Panik. Doch auch für Kinder, ältere Menschen sowie Personen mit Angststörungen, sensorischer Überempfindlichkeit oder traumatischen Erfahrungen stellt das andauernde, unvorhersehbare Knallen eine erhebliche Belastung dar.
Umwelt und Müll
Die Feinstaubwerte schießen kurzfristig massiv in die Höhe. Straßen, Grünflächen und Gewässer sind voller Reste, die noch Tage oder Wochen später herumliegen. Für nur wenige Sekunden Lärm und Licht ist der ökologische Preis unverhältnismäßig hoch.
Freiheit und Rücksicht
Was oft als persönliche Freiheit oder Tradition bezeichnet wird, ist in der Realität nicht selten rücksichtslos. Feuerwerk betrifft nicht nur die Person, die es zündet, sondern alle im Umkreis. Wenn etwas zwangsläufig andere belastet, ist es keine rein private Entscheidung mehr.

Dass es auch anders geht, habe ich selbst erlebt. Silvester 2016 war ich mit Aya in London. Dort ist privates Feuerwerk verboten. Stattdessen gab es ein großes, offizielles Feuerwerk am London Eye. Es war organisiert, zeitlich klar begrenzt und danach war wieder Ruhe. Kein tagelanges Geknalle, keine nächtlichen Störungen, kein Gefühl, dass die Kontrolle verloren geht. Es war eines der entspanntesten Silvester, die ich erlebt habe.
Genau dieser Vergleich hat meine Haltung geprägt. Ich bin für ein Verbot von privatem Feuerwerk. Nicht, um jemandem das Feiern zu nehmen, sondern um Silvester wieder in einen gemeinsamen, überschaubaren Rahmen zu bringen und um zu vermeiden, dass einem Böller um die Ohren fliegen.
Feiern darf laut sein. Aber es sollte nicht rücksichtslos sein.

Zum Schluss möchte ich noch das sagen, was mir wichtig ist:
Prinzipiell habe ich nichts gegen Feuerwerk. Im Gegenteil, ich finde professionell geplante Feuerwerke, die von Fachleuten durchgeführt werden, zeitlich klar begrenzt sind und in einem kontrollierten Rahmen stattfinden, durchaus schön. Sie sind vorhersehbar, sicher und Teil eines gemeinsamen Moments.
Gleichzeitig gibt es inzwischen Alternativen, die zeigen, dass Feiern auch anders funktionieren kann. Drohnenshows sind technisch beeindruckend, leise, wiederverwendbar und deutlich rücksichtsvoller gegenüber Menschen, Tieren und der Umwelt. Sie beweisen, dass es nicht am fehlenden Willen zur Veränderung liegt, sondern oft nur an der Gewohnheit.
Genau darin liegt für mich der Unterschied: Wenn gefeiert wird, dann organisiert, begrenzt und gemeinschaftlich und nicht als tagelanger Ausnahmezustand in Wohngebieten.
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So ist das. Wir haben hier tatsächlich noch ein weiteres Phänomen. Die Knallerei geht hier in der Stadt schon seit Wochen. Keine Ahnung, woher die das Zeug haben. Aber es vergeht kaum ein Abend oder eine Nacht, wo nicht mehrere Heavy-Böller hier in der Umgebung hochgehen.
Unsere Katzen sind nicht wirklich amüsiert. Wobei sie inzwischen gelernt haben, dass keine Gefahr droht. Zwei heben schon kein Ohr mehr. Der Dritte aber, bekommt immer noch bei jedem Knall Angst. Und machen kann man nichts. Anrufe beim Ordnungsamt und Polizei liessen eine gewisse Ratlosigkeit heraushören. Frustrierend.
Aktuell ist es natürlich noch schlimmer und es nervt gewaltig.