Der 25. November ist kein symbolischer Aktionstag für Social Media – er ist eine harte Erinnerung. Gewalt gegen Frauen passiert jeden Tag und überall, und viel zu oft sogar im eigenen Zuhause.

Zahlen, die niemanden kalt lassen sollten

Aktuelle Zahlen der Vereinten Nationen¹

Diese Zahlen nennen das Problem beim Namen: Es sind keine „Einzelfälle“, keine „Familiendramen“. Es ist strukturelle Gewalt.

Regionale Unterschiede

• Die höchsten Femizid-Raten verzeichnen Länder in Afrika.
• Dahinter folgen Nord- und Südamerika.
• in Asien und Europa sind die absoluten Zahlen hoch, aber die Rate gemessen an der Bevölkerung niedriger

Weniger Rate heißt aber nicht „harmlos“. Gewalt bleibt Gewalt.

Deutschland – die Lage vor der eigenen Haustür

• 308 Frauen und Mädchen wurden 2023 in Deutschland durch Gewalttaten getötet.
• In 191 Fällen war der Täter Partner, Ex-Partner oder Familienmitglied.
• ca. 266.000 Opfer häuslicher Gewalt – und 70 % der Betroffenen sind Frauen.
• Jede dritte Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt.
• 4.876 Opfer von Bedrohung, Stalking oder Nötigung über das Internet

Es passiert nicht „irgendwo“. Es passiert hier.

Wer die vollständigen Statistiken oder alle Detailzahlen einsehen möchte, findet sie beim Bundeskriminalamt unter:
➡️ BKA – Partnerschaftsgewalt / Häusliche Gewalt

Was ist ein Femizid?

Eine offizielle juristische Definition gibt es in Deutschland nicht.
Die Tübinger Studie „Femizide in Deutschland“ arbeitet mit drei klaren Kriterien:

1. Die Tat richtet sich gegen eine Frau.
2. Der Täter handelt vorsätzlich.
3. Die Tat hat einen klaren Geschlechtsbezug (Kontrolle, Macht, Besitzdenken, Abwertung etc.).

Femizid ist keine dramatisierende Wortwahl. Es ist ein spezifischer Gewaltkontext.

Warum dieser Tag wichtig bleibt

Weil hinter jeder dieser Zahlen ein Mensch steht.
Weil Wegschauen tödlich sein kann.
Und weil jede Frau das Recht hat, sicher zu leben – in der Öffentlichkeit ebenso wie in den eigenen vier Wänden.

Hinweis auf Aktionen rund um den 25. November

Rund um den 25. November finden deutschlandweit zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt – von lokalen Initiativen über Infoabende bis hin zu Orange-Day-Kampagnen. Viele Städte setzen an diesem Tag ein sichtbares Zeichen, zum Beispiel durch orange beleuchtete Gebäude oder öffentliche Informationsstände. Wer sich weiter informieren oder engagieren möchte, findet meist in der eigenen Region entsprechende Angebote.

Hilfe & Anlaufstellen (anonym, kostenlos, 24/7)

Ein persönlicher Gedanke zum Schluss

Dieses Thema liegt mir nicht nur theoretisch am Herzen. Ich habe selbst Gewalt erlebt – nicht durch einen Partner oder innerhalb der Familie, aber dennoch so viel, dass es bis heute nachwirkt. Diese Erfahrungen begleiten mich und sind ein Grund, warum ich seit über 15 Jahren in Therapie bin.

So wurde ich beispielsweise einmal abends im Zug belästigt. Am schlimmsten war nicht die Situation selbst, sondern die Tatsache, dass niemand reagiert hat. Einige fanden es sogar witzig.
Solche Erlebnisse prägen und machen deutlich, warum dieses Thema nicht „übertrieben“ ist, sondern bitterer Alltag für viel zu viele Menschen.

Vielleicht schreibe ich diesen Artikel auch deshalb. Weil Wegschauen Gewalt ermöglicht. Weil Betroffene nicht „überreagieren“, sondern um ihr Leben kämpfen.
Und weil jeder Mensch das Recht hat, sich sicher zu fühlen – egal wo und wann. Ich fühle mich leider nur noch selten sicher außerhalb meiner Wohnung.

1. https://www.unwomen.org/en/news-stories/press-release/2025/11/every-day-137-women-and-girls-are-killed-by-intimate-partners-or-family-members ↩︎